Dies ist die Antwort von medizinischer Seite (d.h. nicht von mir *g*) auf DD und BR:
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Geschrieben von Dino Warner Dino am 03. Januar 2002 20:53:28:
Als Antwort auf: Erste Schritte und Augenprobleme geschrieben von Arnd
F. am 03. Januar 2002 09:14:39:
>Heute morgen war ich beim Augenarzt, da sich mein rechtes Auge
>verschlechtert hat, auf dem ich oft unscharf sehe (Brillenstärken 2,75).
DW: Die Zahl allein sagt nichts aus.
DW: wenn es -2,75 ist bist du kurzsichtig,
DW: bei +2,75 waerst du weitsichtig,
DW: wenn etwas wie "Cyl." und "Achse" dabei steht
DW: waere es Astigmatismus (Hornhautverkruemmung.
ddsoft hat ja doch was gelernt. Wenn auch ziemlich wenig.
>Auf jeden Fall hat der Augenarzt mir empfohlen und
>eine Überweisung gegeben für die Uniklinik Heidelberg,
>da ich eine verkrümmte kegelförmige Netzhaut (Hornhaut)
DW: hier liegt vermutlich eine Verwechslung vor, denn
DW: Netzhaut und Hornhaut sind sehr unterschiedliche
DW: Dinge.
Nein, hier handelt es sich um einen Keratokonus (kegelförmige Hornhaut). Da liest er schon jahrelang de.alt.augenoptik mit und hat immer noch keinen
Einblick in die Materie. Dabei gibt er sich doch als so fachlich und informiert aus.
DW: Die Hornhaut ist diese Glashaut ganz vorne am Auge,
Glashaut? Nein, nicht doch!
DW: ...durch die man durchschaut. Die kann "verkruemmt"
DW: sein. Gekruemmt ist sie an sich immer, aber manchmal
DW: ist sie "unregelmaessig" gekruemmt und das gibt
DW: Verzerrungen beim Sehen (Astigmatismus).
Wenn die Hornhaut unregelmäßig gekrümmt ist, ist es ein Astigmatismus irregularis. Dann sieht man nicht nur verzerrt, sondern äußerst bescheiden, wellig, schief.
>Das kann sich manchmal von alleine verbessern oder
>verschlechtern und ist oft auch durch Training zu
>bessern (bestreiten die meisten Aerzte aber).
Das bessert sich nicht. Ein Konus mag stagnieren oder sich
verschlechtern. Und ein Konus oder Astigmatismus kann man _nie_ beüben. Alle seriösen Augenärzte bestreiten das zu recht, die wissen, im Gegensatz zu unserem "Experten", nämlich über die Anatomie, Physiologie und Pathologie am Auge Bescheid.
Siehe hier auch:
Gallaway,M.,S.M.Pearl,A.M.Winkelstein,M.Scheiman, Biofeedback training of visual acuity and myopia, A pilot study. A.J.Optom.Physiol.Opt.64,
1987, 62-71
Changes in myopia, visual acuity and psychological distress after biofeedback visual training, Angi, M.R. et al. Optom.Vis.Sci 1996, 35-42
Treating myopia with acoustic biofeedback: a prospective study on the evolution of visual acuity and psychological distress, Ruoplo G. et al., Psychsom Med 1997, 313-317
DW: Meistens sind Fehler der Hornhaut nicht akut
DW: gefaehrlich.
Welche Fehler meint er?
Ein Ulkus ist schon sehr gefährlich. Ein Konus kurz vor der
Perforation auch. Ein banaler Astigmatismus ist was absolut normales.
DW: Die Netzhaut liegt ganz hinten im Augen
Falsch. Ganz hinten liegt die Lederhaut, davor die Aderhaut, davor die Netzhaut. Kann der nicht mal ein Anatomiebuch aufschlagen?
DW: ...und enhaelt, vereinfacht gesagt,die "Sehzellen".
Was sind Sehzellen?
Meint er nun Zäpfchen und Stäbchen als Photorezeptoren oder
die Membrana limitans externa, die äußere Körnerschicht, die
äußere retikuläre Schicht, die innere Körnerschicht, die
innere retikuläre Schicht, die Ganglienzellen, die
Nervenfaserschicht, die Membrana limitans interna? Von den
Neuronen 4 und darüber schweigen wir mal. Das ist ja nicht
mehr Netzhaut. Das Sehen vollzieht sich im Grunde genommen
erst in der Sehrinde. Netzhaut ist bloss der erste Empfänger.
DW: Das ist eine sehr empfindliche Sache,
DW: Da gibt es verschiedene akut
DW: gefaehrliche Erkrankungen, wo es eilig ist und man
DW: sich besser an den Rat des Arztes halten sollte.
Hoppla, hat da jemand auf einmal Muffensausen? Naja, Thrombosen und Embolien oder Amotios z.B. sind wirklich nicht ohne.
>habe, wo Gefahr besteht das die Netzhaut durchbricht
>und ich auf dem rechten Auge erblinde.
Hornhaut perforiert, soll das hier heißen. Es geht um eine Konus. Der macht schließlich keine Risse in der Netzhaut.
>Mit anderer
>Brillenstärke sei hier nichts machbar. Es gäbe zwei
>Möglichkeiten: 1.harte Kontaktlinsen (mag ich nicht so)
>oder besser Termin bei der Uniklinik Heidelberg, da
>Professor scheinbar Spezialist für Netzhaut ist.
DW: Zuerst musst du rausbekommen, ob der Arzt Hornhaut
DW: oder Netzhaut meinte. Bei Netzhaut kann ich dir nichts
DW: raten.
Was für eine Frage. Hornhaut natürlich. Und was rät er da?
DW: Ist zu gefaehrlich fuer Laienversuche.
DW: Ich schaetze aber, dass es um deine Hornhaut geht.
Schätzt er diesmal ausnahmsweise mal richtig.
DW: Da hilft eventuell Training etwas.
NÖ!
DW: Staendiges Brilletragen schadet mehr als dass es hilft.
Leier, leier, leier. Der hat 'ne Angst vor Brillen. Das ist wirklich nicht mehr normal.
DW: Also nur dann aufsetzen, wenn du die Brille wirklich
DW: brauchst. (Diese meine Aussage werden Aerzte aber bestreiten)
Aus Lust und Gaukelei wird keine Brille verordnet.
Beim Konus hilft am Anfang 'ne Brille, später nur Linsen.
Und hier wohl bald nur noch 'ne Hornhauttransplantation.
DW: Eine harte Kontaktlinse koennte bei Hornhautverkruemmung
DW: aber ausnahmsweise guenstig sein, weil sie die weiche
DW: Hornhaut langsam wieder etwas "in die richtige Form presst".
Richtige Form? Welche meint der denn?
Oh je. Ich glaube es nicht. Hat der 'ne Ahnung was "Druckstellen" auf der Hornhaut verursachen? Im gelindesten Falle ein Hornhautödem. Der hat sie wohl nicht mehr alle!
DW: Eine weiche Linse oder eine Brille tut das nicht. Da gewoehnt
DW: sich das Auge nur so an die Brille, dass du sie kaum
DW: noch entbehren kannst.
Schwachsinn hoch zehn.
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Als Antwort auf: Re: Erste Schritte und Augenprobleme geschrieben von
Dino
Warner Dino am 03. Januar 2002 20:53:28:
BR: Hi Dino,
BR: herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort
BR: Es ist immer interessant von dir zu lesen
BR: Wußtest du übrigens, dass Netzhauterkrankungen durch
BR: die Pille, Antivirenmittel, Malariamittel, Blutdrucksenker
BR: hervorgerufen werden?
BR: Na, da unser Frl. Gaby hier ja nicht mehr mitliest,
BR: wird sie dies jedenfalls dann auch nicht beunruhigen!
Herzliche Grüße
Brigitte
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Die Pille verursachte in den siebziger Jahren durch den hohen Östrogen-Gestagengehalt in Kombination von Ethinylestradiol und Mestranol in den Kontrazeptivas vaskuläre Veränderungen bei gut 3% der Patientinnen, die diese Präperate einnahmen. Nach Absetzen der Präperate waren die Veränderungen meistesgehend reversibel.
Heute finden sich kaum Nebenwirkungen in dieser Richtung mit den sehr gering dosierten Wirkstoffen in den neuen Präperaten. Es kann sehr selten zu Augenflimmern und Skotomen kommen, die nach dem sofortigen Absetzen der entsprechenden Kontrazeptiva ebenfalls reversibel sind.
Virostatika führen bei hohen Dosierungen zu Veränderungen in Lidern (Pigmentierungen), Epiphora (vermehrte Tränenflüssigkeit), Pigmentierungen der Bindehaut und Rindentrübungen der Linse (bei Tierversuchen). Netzhauterkrankungen sind mir jedenfalls nicht bekannt.
BR wird sicher seriöse Studien vorweisen können, wenn sie das behauptet.
Chloroquin als Antimalariamittel kann in hohen Dosierungen zu Netzhautveränderungen führen. Deswegen sind bei Langzeitdosierungen, vor und während der Therapie Augenhintergrundsuntersuchungen angezeigt. Diese Nebenwirkung ist extrem selten. Bei Anwendung von
Hydroxychloroquin und Mefloquin ist so etwas noch viel, viel seltener.
Betablocker lokal angewendet (am Auge) reduzieren die
Kammerwasserproduktion (Antiglaukommittel). Sie können dann zu Bindehautreizungen und Verminderung der Tränenproduktion führen. Einige Calciumantagonisten (Amlodipin, Felodipin, Isradipin, Nicardipin, Nifedipin, Nilvadipin, Nisoldipin, Nitrendipin) können zur vorübergehenden optischen Veränderung der Wahrnehmung führen. Bei Einnahme von ACE-Hemmern sind bei dadurch bedingten starkem Blutdruckabfall Sehstörungen möglich. Netzhauterkrankungen macht das
im Allgemeinen nicht.
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